Ein Käfer für die Ewigkeit - Eudicella metallica antipoda
Von der Entstehung eines gegossenen Käfers
Als Zahntechniker arbeite ich mit verschiedensten Materialien, diverse Kunststoffe, Gipse, Keramik und diverse Metalle.
Als mir wieder einmal die übriggebliebenen Käferleichen aus meiner Zucht im Weg liegen, kommt mir der Einfall, einen solchen Käfer in Metall zu gießen.
Sollte nicht schwer sein und so gehe ich gleich ans Werk!
"Dem Techni-kör ist nix zu schwör!", lautet die Devise.
Als Käfer wähle ich ein Männchen von Eudicella trilineata interruptefasciata, einem Rosenkäfer aus Afrika, den ich in Zucht habe. Die Käfer werden nicht getötet, sondern lebendig gehalten. Sie paaren sich und die Weibchen legen in ein Substrat aus Laubwaldhumus und verrottenden Blättern ihre Eier. Die Käfer sterben nach einigen Wochen eines natürlichen Todes. Durch Konkurrenzkämpfe fehlen ihnen oft Gliedmaßen, sodass sie sich nicht mehr für die Präparation für die Sammlung eignen. Solche Leichen werden weggeworfen.-Oder wie in diesem Fall "sonderverwertet".
Auch mein Käfer ist ein solches Tier. Es fehlen einige Tarsen, jedoch stört mich das nicht. Noch habe ich keine Idee, was ich mit dem
Metallkäfer anstellen möchte, also bereite ich ihn auf den Guss vor. Unter dem Kopfhorn wachse ich einen Wachs-Ring an, um den Käfer später eventuell daran aufhängen zu können.
Der Käfer wird mit einem Gusskanal versehen, durch den später die Metalllegierung in die Form fließen soll. Ich gieße wie auch meine dentalen Objekte nach dem Prinzip der verlorenen Form, d.h. es wird ein Objekt in eine Masse eingebettet, diese dann erhitzt.
Das Objekt verbrennt, es entsteht eine Hohlform, das Negativ. In dieses wird dann das Metall gegossen.
Am Horn ders Käfers ist ein blauer Wachsring angewachst. Die trichterförmige Kunststoffform unter dem Käfer ergibt später den Gusstrichter zum Einschießen des Metalls.
Wegen zu großer Höhe habe ich die Position des Käfers noch einmal geändert. Nun wird um die Gusstrichterform ein transparentes Kunststoffband geklebt, um die Form herzustellen. Aus Pulver und Flüssigkeit wird die grüne Einbettmasse angerührt und in die entstandene Form eingefüllt.
Der Käfer ist vollständig überbettet und in der Masse verschwunden, die bald fest wird. Jetzt kann man den Gusstrichter und das Kunststoffband entfernen, übrig bleibt die Muffel mit der Gussöffnung.
Diese muss nun in einem Vorwärmofen über einige Stufen auf 1000°C erhitzt werden, diese Temperatur wird mindestens eine Stunde gehalten, um alle Wachsreste zu verbrennen und den Käfer zu veraschen(kommt von Asche, nicht vom Körperteil! ).
Dann wird mit einer offenen Flamme in einem Tiegel das Metall, eine Dentallegierung aus Kobalt-Chrom-Molybdän, erhitzt und geschmolzen. Der Tiegel und die Muffel befinden sich in einer Zentrifugalschleuder, die durch Schließen ausgelöst wird. Das geschmolzene Metall wird nach außen geschleudert und schießt durch den Gusstrichter in die Muffel. Dort erstarrt es sofort und muss nun abkühlen.
Ist die Muffel abgekühlt, wird das Objekt ausgebettet. Beim Ausbetten wird die Muffel zuerst mit einem Hammer, dann mit einer Muffelausbettzange zerstört. Schon kann man den Käfer erkennen.
Einbettmassereste werden mit einem Sandstrahlgerät entfernt. Durch Düsen wird ein Sand aus Aluminiumoxyd mit hohem Druck auf das Objekt geschossen, selbst geringste Reste werden vollständig entfernt.
Wenn das Gussobjekt von der Einbettmasse befreit ist, wird es mit Trennscheiben vom Gusstrichter abgetrennt, Gussperlen, Artefakte und Blasen entfernt. Mit Fräsen wird geglättet und die Politur vorbereitet. Mit Gummipolierern und Polierbürsten wird abschließend noch glanzpoliert und der Käfer ist fertig.
Übrigens kann man als Metall selbstverständlich auch Silber- oder Goldlegierungen verwenden, mit Brilli oder ohne, wie gesagt, "Dem Techni-kör...."
Nachtrag: Kurz darauf fällt mir ein, ich könnte den Käfer doch auf einen der Holzbalken unseres Hauses plazieren. Dazu trenne ich den Kopf einer Holzschraube ab und löte sie dann senkrecht auf die Bauchseite des Käfers. Nun kann ich ihn in den Balken schrauben.(Bilder folgen noch)
Die verwendete Co-Cro-Mo-Legierung ist für einen Einsatz im Mundmillieu vorgesehen.
Also korrodiert das Metall nicht - Ein Käfer für die Ewigkeit!