so langsam mache ich mir Sorgen


  • Lieber Rolf,

    Ganz anders in den USA: dort nehmen die Schmetterlingsarten sogar zu. Aber dort haben die Schmetterlinge auch eine viel größere Lobby als hierzulande und die Umwelt ist für Schmetterlinge dort noch intakt!


    auch bei uns in Europa (und das muss man bei der Größe der USA als Vergleich nehmen!) nehmen die Arten rapide zu! (Und aufgrund der Besiedlungsdichte ist es logisch, dass Europa weniger intakte Landschaften zu bieten hat.)


    Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis)
    Paysandisia archon, ein Palmen bohrender Schmetterling,


    um nur zwei "Neolepidoptera" zu nennen, die als Schädlinge auftreten und daher bemerkt werden. Ob und wieviele Neozoen sich in den südlichen subtropischen Ländern zusätzlich schon "eingeschlichen" haben, ist unbekannt.


    Eine Aussage über Populationsentwicklung oder Rückgang/Zunahme der Arten in Deutschland ist damit nicht zu treffen und geht völlig am Thema vorbei.


    Liebe Kollegen
    Es dürfte unbestritten sein, dass Glyphosat und co. ihre fürchterliche Wirkung auf unsere Natur nun massiv zeigen. Die technische Entwicklung der Landwirtschaft führt zu immer schnellerem und schädlichem Maschineneinsatz auf nahezu allen Flächen, bewirtschafteten und unbewirtschafteten.
    Wer einmal eine gefräste Fläche untersucht hat, stellt fest, dass hier kaum mehr Insekten zu sehen sind. Von Bodenbrütern ganz zu schweigen. Eine numerische Abnahme der Individuen kann daher angenommen werden.


    Naturschutz ist nötig und Artenschutz ganz besonders!


    Jedoch geht der bei uns praktizierte Naturschutz völlig an der Sache vorbei. Das sieht man bei den Diskussionen, die allerorten stattfinden, sollen neue Schutzgebiete ausgewiesen werden.
    Gleichzeitig gehen wertvollste Gebiete verloren, weil der Druck der Land- und Forstwirtschaft auf die Landschaft gewaltig ist. Nahrungsmittel, Energiewirtschaft, aber auch Siedlungs- und Industriebau konkurrieren um jeden Quadratzentimeter Boden. Es wird zugepflastert, was bebaubar ist. Jeder Quadratmeter Boden wird mit Hochleistungslandwirtschaft beackert, Dünger und Pestizide in großen Mengen ausgebracht. In den privaten Gärten wird alles entfernt, was als Futterpflanzen dienen könnte, zusätzlich werden in den dann sterilen Gärten noch Unmengen an Pestiziden unkontrolliert ausgebracht. Und selbst der "nutzlose" Teil der Natur, Feldhaine, Straßenböschungen, Gewässerränder werden mehrmals im Jahr gefräst, alte "unschöne" Bäume gefällt, und, und, und.
    Und gegen die Lobbies mit ihren berechtigten Argumenten ist sprichwörtlich "kein Kraut gewachsen".
    Es wird schon geschützt. Da, wo es nicht weh tut.
    Sobald aber kommerzielle oder gar politische Interessen im Spiel sind, und die sind omnipräsent, spielt Naturschutz eine untergeordnete Rolle.


    Wer kennt noch Brachen wie in den 70er Jahren im Süden von Nürnberg, quadratkilometer groß Ginsterheiden auf Sand? Dort steht heute Langwasser, liegt der Nürnberger Hafen. Hier flogen neben Hyalophora aulica zahlreiche Arten, die heute völlig verschwunden sind. Nachgewiesen durch Hobbyentomologen und Sammler, festgehalten in Listen, die in monate- und jahrelangen Feldbegehungen erstellt wurden.


    Übrigens, um mal die Arbeitsweise von "Fachleuten" zu demonstrieren, hab ich Euch mal eine
    "Tabelle zur Ermittlung des zu prüfenden Artenspektrums" für eine Sportplatzerweiterung hier bei Nürnberg angehängt.
    So einen Schwachsinn habe ich noch nicht gelesen, wie diese Liste!!! Sie geht weder auf die besonderen geobotanischen und ökologischen Verhältnisse ein, noch wird mit solch einer Liste eine Wertung in Richtung Erhaltung abgegeben.
    Eine Untersuchung nach FFH Arten auszurichten, die dort eh nicht zu erwarten sind, führt automatisch zu der Feststellung: "NICHT SCHÜTZENSWERT!"
    Glaucopsyche arion ist auf der Liste, die Knotenameisen aber nicht(sind ja auch nicht geschützt)!
    Parnassius apollo???? Parnassius mnemosyne???? Ich schmeiss mich weg!
    Ein solches "Gutachten" ist das Papier nicht wert, auf dem es steht.


    Ich kenne aber vieleauch sammelnde Kollegen, die alleine durch einen ersten Blick erkennen, ob sie es mit einem schützenswerten Biotop oder einer intensiv genutzten landwirtschaftlichen Fläche zu tun haben und welche Arten hier eventuell zu erwarten sind.


    Solange also der Gesetzgeber nicht endlich die Bedingungen schafft, dass unsere Natur überlebt, sehe ich nicht, dass sich der Trend des Artenschwundes und der Naturzerstörung umkehrt.


    Und trotzdem! Ich werde mein Hobby weiterführen, werde weiterhin in die Natur gehen, meinen Garten naturnah gestalten und, wenn nötig, meinen Mund aufmachen, wenn wieder ein Biotop zerstört wird. Und ich werde weiterhin Falter züchten und die Raupen/Puppen Schulen zur Verfügung stellen. Bedrohte Raupen einsammeln und umsetzen, wenn der Wiese die Mahd und den Raupen damit der sichere Tod droht. Börsen besuchen, um Eier/Raupen/Puppen zu tauschen oder weiter zu geben und die zahllosen präparate zu bewundern, die ich sonst niemals zusehen bekäme.
    Dass ich die Gesetze achte, ist selbstverständlich. Hoffentlich kommen bald Naturschutzgesetze, die unsere Erkenntnisse umsetzen.


    Und was können wir sonst noch tun?


    Nunja, mir fällt da schon was ein!


    Wir sollten unsere Erfahrungen dokumentieren, entweder in persönlichen Datensammlungen, einfach aufschreiben, was wir wann beobachtet haben, welche Arten wir bei unseren Gängen gefunden haben. Mit solchen Daten lassen sich dann fundierte Aussagen treffen, wie sich die Populationen entwickeln, wo Schutzbedarf besteht.
    Geht raus und dokumentiert Eure Lieblingsbiotope in Wort und Bild(egal ob Industriebrache oder verstecktes Minimoor im Wald) und stellt sie vor, vielleicht sogar mit Aktualisierungen über mehrere Jahre.
    Macht Eure Beobachtungen öffentlich!
    Dazu ist Actias mehr als geeignet.
    Und wir schaffen damit mit der Zeit eine Legitimation, an der auch die Behörden nicht vorbei kommen!


    Gruß
    Arnd

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  • Der große Unterschied ist, daß in Europa nur die Schädlinge zunehmen (Bsp Zünsler), in den USA in Texas nehmen aber auch die schönen Arten zu (Papilioniden, Nymphaliden). Selbst wo man es nicht vermutet dort in Agratsteppen flogen MASSEN schöner Tagfalter ( was mich sehr verwundert hat!)
    Ich habe bei mir auch einen Naturgarten angelegt. 700 qm
    Leider bin ich der einzige auf weiter Flur, es zieht einfach keiner mit. So finden Schmetterlinge kaum den Weg in den Garten. Aber viele Wildbienen habe ich . Ausserdem Grashüpfer und Wespenspi

  • Der große Unterschied ist, daß in Europa nur die Schädlinge zunehmen (Bsp Zünsler), in den USA in Texas nehmen aber auch die schönen Arten zu (Papilioniden, Nymphaliden).

    Woher weißt Du das? Kannst Du diese Aussage belegen? So etwas nur zu fühlen oder zu vermuten reicht nicht! Schon gar nicht für eine Veröffentlichung.
    Was sind "schöne Arten"? Hast Du schon mal Cydalima perspectalis oder Paysandisia archon aus der Nähe gesehen? Scheinbar nicht, wobei "Schönheit" ja bekanntlich immer im Auge des Betrachters liegt.


    Ich würde Dich bitten, mich (oder vielleicht auch uns) in Zukunft mit solchen polemischen, unsachlichen Beiträgen (DV läßt grüßen) zu verschonen.


    MfG, Rudi

    • Offizieller Beitrag

    Und trotzdem! Ich werde mein Hobby weiterführen, werde weiterhin in die Natur gehen, meinen Garten naturnah gestalten und, wenn nötig, meinen Mund aufmachen, wenn wieder ein Biotop zerstört wird

    Wir sollten unsere Erfahrungen dokumentieren, entweder in persönlichen Datensammlungen, einfach aufschreiben, was wir wann beobachtet haben, welche Arten wir bei unseren Gängen gefunden haben. Mit solchen Daten lassen sich dann fundierte Aussagen treffen, wie sich die Populationen entwickeln, wo Schutzbedarf besteht.
    Geht raus und dokumentiert Eure Lieblingsbiotope in Wort und Bild(egal ob Industriebrache oder verstecktes Minimoor im Wald) und stellt sie vor, vielleicht sogar mit Aktualisierungen über mehrere Jahre.
    Macht Eure Beobachtungen öffentlich!

    Das ist die richtige Einstellung ! Genau so sehe ich das auch.


    wenn hier alle meinen, es besser zu wissen..
    Andere Experten glaunen mir !!!

    Das ist keine Glaubensfrage, sondern eine Sache von Fakten und ich finde nicht das hier irgendjemand meint er wüsste es besser als du. Im Gegenteil, alle haben zugestimmt, dass die Entwicklung von Insekten in Mitteleuropa rückläufig ist und der Naturschutz teilweise sinnlos ist und auf der Strecke bleibt. Aber es bringt rein gar nichts Vergleiche mit USA oder anderen Kontinenten ranzuziehen die ziemlich hinken und sich nur darüber aufzuregen ohne wirkliche Fakten in der Hand zu haben. Man könnte meinen du versuchst einen geheimen Atomtest ans Licht zu bringen, als ob hier niemand je davon gehört hätte. Das bis jetzt von dir geäußerte entbehrt jeglicher Grundlage und ist für eine sachliche Diskussion nicht zu gebrauchen. Und wenn man dann keine Kritik daran verträgt...


    Gruß Dennis

  • Hallo Rolf,


    nicht gleich auf den Schlips getreten fühlen...


    Aber es ist leider schon so, dass in Deinen Beiträgen keine sachlich fundierten Aussagen, geschweige denn, belegbare Fakten auftauchen. Das ist mehr "Stammtisch-Geschwätz", was hier zum Besten gegeben wird, Fakten und Grundlagen fehlen leider gänzlich, vieles ist auch einfach Unfug!


    Es nehmen nicht nur Arten in Europa zu, die gerne als Schädlinge bezeichnet werden, es tauchen - speziell bei den Nachtfaltern - immer mehr Arten in Europa auf, die bereits verschwunden / ausgestorben oder noch gar nicht heimisch waren. Mir selbst z. B. ist der Nachweis von Euphydryas maturna im bayerisch - österreichischen Grenzgebiet gelungen, obwohl diese Art in Bayern als verschollen / ausgestorben galt. Seitdem nimmt die aufgefundene Population stetig zu.


    Enormer Unfug ist Deine Feststellung, dass in den USA - pauschal - heile Welt für alle Schmetterlinge herrscht, nur weil Du einmal in Texas viele Tagfalter beobachten konntest. Ich selbst war in den 90er Jahren in Florida / Fort Lauderdale bei meiner Tante zu Besuch, und da war alles andere als heile Welt!!! Am Rande der Everglades wurden (und werden) dort Insektizide versprüht, dass es für die nächsten 5 Generationen noch reicht, nun, Moskitos gab es in der Tat keine mehr, die Leute dort bauen mittlerweile sogar Ihre Moskito-Netz-Häuschen über den Terrassen und Pools ab, praktisch ja, aber Schmetterlinge habe ich dort oft tagelang auch keine gesehen, insbesondere nach den Sprühaktionen per Helikopter oder Flugzeug. Also rede bitte nicht von heiler Welt USA!


    MfG
    Thomas

  • Zitat Wikipedia:


    Texas has the most farms and the highest acreage in the United States. The state is ranked #1 for revenue generated from total livestock and livestock products. It is ranked #2 for total agricultural revenue, behind California.[172] At $7.4 billion or 56.7 percent of Texas’ annual agricultural cash receipts, beef cattle production represents the largest single segment of Texas agriculture. This is followed by cotton at $1.9 billion (14.6 percent), greenhouse/nursery at $1.5 billion (11.4 percent), broilers at $1.3 billion (10 percent), and dairy products at $947 million (7.3 percent).[173]
    Texas leads the nation in the production of cattle, horses, sheep, goats, wool, mohair and hay.[173] The state also leads the nation in production of cotton[172][174] which is the number one crop grown in the state in terms of value.[175] The state grows significant amounts of cereal crops and produce.[172] Texas has a large commercial fishing industry. With mineral resources, Texas leads in creating cement, crushed stone, lime, salt, sand and gravel.[172]
    Texas throughout the 21st century has been hammered by drought. This has cost the state billions of dollars in livestock and crops.


    Das hört sich nicht nach "heiler Welt" an!
    Amerika hat riesige Umweltprobleme, eine der intensivsten Landwirtschaften der Erde, auch dank Monsanto und Co.


    Noch was? Gerne:
    https://www.uni-landau.de/umwe…krooekologie_9_Schadt.pdf


    Texas ist in keinster Weise eine heile Welt, ganz im Gegenteil. Die intensive Landwirtschaft(Vieh, Baumwolle, Sonderkulturen) und die Industrie machen dort riesige Problem. Besonders die Viehwirtschaft auf den überweideten Grasländern legt den Boden frei und sorgt für Erosion. Dürren peinigen das Land und die Natur. Texas ist Baumwollerzeuger und verbraucht Unmengen Wasser. Die intensive Landwirtschaft mit riesigen Monokulturen benötigt Unmengen an Pestiziden.


    80% der Fläche von Texas wird landwirtschaftlich genutzt.(Im Vergleich Deutschland: 52% Landwirtschaft, Wald 30%, Siedlung und Verkehr13%!)


    Klar, für bestimmte Arten kann das bedeuten, dass sie sich prächtig entwickeln. Das sagt über die Artenzusammensetzung und die ökologische Qualität erst mal nichts aus. Viele Borkenkäfer machen noch keine gesunde Natur!


    Gibt es denn Arbeiten über die "heile (Insekten...)Welt Texas"? Welche Papilioarten sind denn dazu gekommen?
    Und vor allem: wo kommen die denn her?


    Sorry, "Texas = Heile Welt" ist mir zu einfach!


    Gruß
    Arnd

    • Offizieller Beitrag

    Übrigens, um mal die Arbeitsweise von "Fachleuten" zu demonstrieren, hab ich Euch mal eine


    "Tabelle zur Ermittlung des zu prüfenden Artenspektrums" für eine Sportplatzerweiterung hier bei Nürnberg angehängt.
    So einen Schwachsinn habe ich noch nicht gelesen, wie diese Liste!!! Sie geht weder auf die besonderen geobotanischen und ökologischen Verhältnisse ein, noch wird mit solch einer Liste eine Wertung in Richtung Erhaltung abgegeben.


    Moin,


    Also so ganz Recht möchte ich dir da nicht geben, Arnd. Es gibt zwar dutzende Kritikpunkte, die den Biotopkartierungen/UVPs etc anzurechnen wären, alles würde ich jedoch nicht kritisieren.
    1: Befasst sich diese Liste ja nur rein mit den schützenswerten Arten. Geschützte Biotope müssten theoretisch in jeder Prüfung ebenfalls mit aufgenommen werden - ich vermute in einer Extraliste, sofern die Erhebung fundiert durchgeführt wurde.
    2: Natürlich werden hier nur die schützenswerten Arten aufgenommen. Auf irgend etwas muss man sich ja festlegen. Man hat bei Prüfungen und Kartierungen entweder die Möglichkeit auf Komplettkartierungen - welche enorme finanzielle und zeitliche Mittel sowie mehrere Experten beanspruchen- oder sich auf bestimmte Schirmarten zu konzentrieren. In Deutschland ist eben das Schirmartenkonzept das gängige.
    3: Sofern hier schützenswerte Arten angetroffen werden, müsste auch für diese extra nocheinmal eine Beschreibung bzw. Empfehlung abgegeben werden. Da hier zB Fledermäuse festgestellt wurden, muss geprüft werden, ob diese Vorkommen vom Bauvorhaben bedroht werden.


    Kritik würde ich weniger an der Liste, sondern mehr an den Umständen üben, wie die Gutachter a) in der Regel ausgewählt werden und b) die Kartierungen durchführen (müssen). Die Listen für Biotopkartierungen wiederum sind ebenfalls Schrott - und dienen der Ausweisung schützenswerter Biotope... Also da würde ich dir listenmäßig zustimmen. Bei dem aufzunehmenden Artenspektrum jedoch nicht.


    LG,
    Toni

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  • Erstmal an Urlauberplan: Lassen Sie sich doch nicht aus der Fassung bringen. Widerspruch wird man immer zu hören bekommen. Viele stimmen Ihnen aber auch zu.
    Genauso ist es doch egal, von wann eine Diskussion ist, wenn man Neues oder Ergänzendes zu ihr zu vermelden hat, finde ich jedenfalls.


    Zitat hoehlearnd: "In den privaten Gärten wird alles entfernt, was als Futterpflanzen dienen könnte, zusätzlich werden in den dann sterilen Gärten noch Unmengen an Pestiziden unkontrolliert ausgebracht. Und selbst der "nutzlose" Teil der Natur, Feldhaine, Straßenböschungen, Gewässerränder werden mehrmals im Jahr gefräst, alte "unschöne" Bäume gefällt, und, und, und."


    Ich meine, das ist es doch. Früher gab es in Berlin noch Trümmergrundstücke und Ruderalgelände. In den Parks gab´s dichtes Gebüsch. Heute ist jeder Zentimeter verplant, alles ist rechteckig, Bodenwellen wurden egalisiert und das ehemalig dichte Gebüsch ist kaputtgeschnitten zu Einzelsträuchern, die teilweise noch von unten beleuchtet werden, als wären sie Offenbarungen wie die sieben Weltwunder. Zwischen den Sträuchern wird gefegt, der Rohkompost abgefahren.
    (Gerade mit Protestbrief beanstandet: Zum zweiten Mal wurde eine Fläche mit ca. 20 m Durchmesser unter einem "Naturdenkmal", einer "geschützten", alten Blutbuche in Berlin-Moabit von der fruchtbaren Bodenauflage befreit. Es blieb nur märkischer Sand. Jahrelang hat das niemand gemacht, nun hat das "Naturschutz- und Grünflächenamt" Fachkräfte zur Verfügung. Antwort des Bezirksamt: Fachkompetenz, Hygiene und "Verkehrssicherungspflicht" - natürlich findet auf der von Zweigen überhängten Fläche keinerlei (Straßen-)Verkehr statt.)



    Strauchschnitt wird auch nicht liegen gelassen, sondern geschreddert. Welche Raupe, Puppe oder welches Ei soll das überstehen? Ende der 80-er wurden Naturgärten Mode, heute sind Pflasterungen und Kiesel Mode.
    Fährt man in die Brandenburger Landschaft, fährt man durch Englischen Rasen entlang der Straßen. Kaum kommen auf der Wiese eines Autobahnparkplatzes ein paar Blüten hoch, kommen sie mit ihren selbstfahrenden Mähmaschinen. Auf diesen Wiesen sonnenbadet niemand und es will auch keiner Fußball spielen, egal, es muss "gepflegt" aussehen. Hecken an den Straßen werden sinnlos gerodet und teilweise durch hölzerne Wehre ersetzt, wegen der Schneeverwehungen. Ich könnte ewig weitere Beispiele aufzählen.
    Alleine unsere Straßenränder, Kanal- und Eisenbahnböschungen wären das wertvollste Naturschutzgebiet, vor allem durch den Bioptopverbund, denn die einzelnen, kleinen Schutzgebiete funktionieren aufgrund des Faunisten und Ökologen bekannten "Inselsyndroms" nicht ausreichend.


    Urda.cz kann ich nur zustimmen. Früher wurde gegiftet und Müll abgeladen wie verrückt, aber die Restnatur wurde einfach in Ruhe gelassen, heute ersetzt man sie durch Kiesel, Rasen und einzelne Ziersträucher, und das mitten in der Landschaft. Leider sieht man das auch immer häufiger in Polen und Tschechien.
    Dagegen hilft m.E. nur Protest. Die sollen sehen, dass die Leute das nicht hinnehmen. Von mir gibt´s an solchen Orten dann immer wieder Schilderwälder mit kleinen Plakaten wie "totgepflegt" oder "Sinnlos abgesäbelt - kein Vogel soll mehr nisten dürfen". Das ist den Verantwortlichen dermaßen peinlich, dass sie die Protestplakate schnell hektisch entfernen.


    (Gerade aktuell auf einem Lidl-Parkplatz, dessen bisherige Wildkräuterränder nun mit blauem Schotter (sic!) aufgeschüttet wurden. Aber es war zu spät, viele Leute sahen das und oft nickten welche zustimmend. Die "Pflegemaßnahme" kostet ja auch ihr Geld.)


    An einen Rückgang der Arten glaube ich nicht unbedingt, aber die Individuenabnahme ist gravierend. Man denke nur mal daran, wie man vor 10, 15 Jahren noch 100 km Überlandfahrt noch die Windschutzscheibe abspachteln musste. Heute? Da genügt der Scheibenwischer für die paar Insekten.
    In meinem kleinen "Naturschutzgebiet" in der Innenstadt habe ich von einem Jahr zum anderen einen Verlust von schätzungsweise 80% Blütenbesuchern erlebt, als man die nahe gelegenen Ruderalflächen und Industriebrachen in Zusammenhang mit einem Autobahnbau großflächig in platte Sandflächen verwandelt hatte.
    Dafür brauche ich auch keine "wissenschaftlichen Belege", die natürlich niemand erstellt. Ihr Ergebnis wäre ja peinlich. Ich habe Augen im Kopf um zu sehen: zum Beispiel im Sommer immer wieder Besuche an Buddleia-Sträuchern ohne Falterbeobachtung, wo vor ein paar Jahren noch immer so um ein halbes Dutzend Exemplare der häufigen einheimischen Artenanzutreffen waren. Seit zwei, drei Jahren sehe ich, wenn überhaupt, nur noch Wanderfalter.


    Ein Brüller zum Abschluss: In der offiziösen Gratis-Umwelt- und Naturschutzzeitschrift "MehrWERT" 4/17 wurden die verschiedenen "Schutzgebiete" (Landschafts-, Natur-, Vogel-, FFH-Schutzgebiete, Natur- und Nationalparks usw. (außer Naturdenkmale) mit ihrem FLÄCHENANTEIL an der GESAMTLANDESFLÄCHE der BRD aufgelistet. Ich hab´s addiert, mehrfach geprüft und kam auf
    101,5 Prozent.
    So gut ist in D alles geschützt! Nur - man darf meistens alles machen, was wirtschaftlich notwendig ist oder "der ordnungsgemäßen Landschaftpflege" dient, und die kennen wir ja, die ist "kompetent" und von Studierten! Aber wehe, wir retten ein paar machaon-Raupen vor der Mahd am Straßenrand oder schneiden uns einen Pilz ab.
    Nun, zum Glück kümmert das realiter niemanden; es merkt ja auch niemand.



    Also, lasst den Kopf nicht hängen, erstattet ruhig auch mal eine Anzeige und schickt sie einfach der Polizei, wenn z.B. ein Brennnesselfeld sinnfrei gemäht wird ("Verhehrung der Bestände wildwachsender Pflanzen"), das schafft Wirbel in den Ämtern, und vor allem: protestiert.

    • Offizieller Beitrag

    Dafür brauche ich auch keine "wissenschaftlichen Belege"

    Doch, denn ohne Fakten die man den Behörden oder wem auch immer unter die Nase halten kann, können die sich immer rausreden. Deswegen sage ich ja, ohne Belege ohne Daten bringt einem das ganze gerede nichts.
    Wenn es denn um Konkrete Fälle geht kann man natürlich auch sagen, dass sieht man mit eigenen Augen, wenn z.B. Wegränder sinnlos gemäht werden. Hingegen finde ich ist es nicht ausreichend zu sagen in den letzten zwei Jahren sehe ich an diesem einen Strauch oder diesem einen Weg weniger Schmetterlinge oder Individuen dieser oder jener Art. Das muss man schon über längere Zeiträume dokumentieren und zwar lückenlos und auch einen Zusammenhang herstellen können. Ansonsten könnten das genauso gut normale Populationsschwankungen durch Wetter, Nahrungsangebot, Prädatoren etc. sein. Auch in völlig unberühreten Poulationen wird es diese immmer geben. Die Diskussion die hier im Moment im Gange ist, hat aber keinen Konkreten Fall zum Anlass und auch keine Daten oder Belege die eine Abnahme oder Zunahme von bestimmten Arten oder Individuenzahlen zeigen.


    wenn man Neues oder Ergänzendes zu ihr zu vermelden hat,

    Ja, wenn man neues und ergänzendes zu vermelden hat. Das sehe ich bei den Kommentaren von Rolf nicht gegeben.


    Gruß Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Ein Brüller zum Abschluss: In der offiziösen Gratis-Umwelt- und Naturschutzzeitschrift "MehrWERT" 4/17 wurden die verschiedenen "Schutzgebiete" (Landschafts-, Natur-, Vogel-, FFH-Schutzgebiete, Natur- und Nationalparks usw. (außer Naturdenkmale) mit ihrem FLÄCHENANTEIL an der GESAMTLANDESFLÄCHE der BRD aufgelistet. Ich hab´s addiert, mehrfach geprüft und kam auf
    101,5 Prozent.
    So gut ist in D alles geschützt!

    Schutzgebiete können (bzw. tun sie auch meistens) sich überlagern... So ist die Grundlage eines FFH-Gebiets in jedem Falle ein schon bestehendes Schutzgebiet


    Das nur am Rande... :smiling_face:

  • Moin.


    Hm....und wie kann man vor allem in Ländern im östlichen Europa und Asien grad an den Straßenrändern so viele interessante Tiere beobachten?
    Der Verkehr in solchen, oftmals wirtschaftlich nicht so "nobel" aufgestellten Ländern, ist stark und die Fahrzeuge sehen selten einen TÜV oder Katalysator oder nen Filter, sprich viele sind unglaubliche Dreckschläudern.
    Und trotzdem kreucht und fleucht es vielmals direkt neben der Straße.
    Komischerweise haben grad solche Länder kein Geld um aus ihren Straßenrändern "Minigolfplätze" zu machen oder sie haben so wenig Interesse an der von den Deutschen so geliebten Sauberkeit, dass da gar niemand drauf kommt die Straßenränder zu mähen.
    Warum auch?


    Ich möchte die Belastung mit Dieselabgase nicht schön reden, aber die Diskussion um den Diesel als Kraftstoff ist grad in Deutschland sehr publikumswirksam, weil jede in der Öffentlichkeit stehende Person das Thema dankbar aufnimmt.
    Man sollte vorsichtig sein, den Äußerungen der selbsternannten "Fachmänner" und "Experten" unkontrolliert zu glauben und sich deren Meinung vorbehaltlos anzueignen und zu verbreiten.


    Wie ist denn deine Meinung zu den Dieselabgasen, Rolf?
    Du erwähnst zwar den Artikel zum Thema im Spiegel, aber mehr nicht.
    Das hat mit Diskussion wenig zu tun.
    Also, wie stehst du zu den Dieselabgasen in Verbindung mit Schmetterlingsschwund und dem Abmähen der Straßenränder?


    Rudi

  • Dennoch, es gibt dort unglaublich viele Schmetterlinge...

    Diese Antwort kommt mir vor wie von einem störrischen Kleinkind! :grinning_squinting_face:
    Daß er offenbar beratungsresistent und merkbefreit ist, sehe ich schon auf der ersten Seite. Und mt solchen Rechthabern (früher nannte man das auch Betonköpfe) diskutiere ich nicht weiter und ziehe mich aus diesem Thema zurück. :tired_face:

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    • Offizieller Beitrag

    Bei einem Versuch eine Katze mit Hilfe von Dieselabgasen zu vergiften, scheiterte er. Die Katze überlebte auch eine längere Begasung in einer Plastiktüte.
    Anders verhält es sich mit Abgasen aus einem Benzinmotor.

    Ernsthaft ? Das hätte er wohl mal mit Schmetterlingen testen sollen. Nur so als Vergleich.


    Spaß beiseite, ich denke das ist ausgemachter Blödsinn. Solange ich keine Studie sehe, welche die Wirksamkeit von Dieselabgasen gegenüber Schmetterlingen zeigt... Aber dem Spiegel wird natürlich mehr geglaubt, die haben auch fast immer die besten Fachmänner. Fakt ist doch und das hat schon Weidemann prophezeit, dass heutzutage ungemähte Straßengräben und vor allem Bahntrassen beste Biotope sind, dass dort keine Raupe überlebt ist völliger Schwachsinn, da braucht man nur vor die Tür zu gehen um das selbst zu sehen. Eine der größten Populationen (Kunststück weil einzige) des Baumweißlings bei mir in der Gegend lag direkt neben einer vielbefahrenen Straße (nichtmal ein Meter war dazwischen). Und warum ist die Population diesen Winter draufgegangen ? Weil die Hecke weggemäht wurde. Die Dieselabgase haben sie all die Jahre davor komischerweise überlebt. Und diese Population ist kein Einzelfall, es gibt mehrere Berichte von welchen auf Mittelstreifen von Autobahnen und Autobahnkreuzen. Das Problem hier ist wie so oft das ungemäht, aber ich will das hier nicht wieder auswalzen. Das von mir angeführte Beispiel wäre wenigstens ein konkreter Beleg und etwas womit man arbeiten kann. Diese völlig ins luftleere gestellten Aussagen und die Beratungsresistenz mit der diese weiter gemacht werden nicht. Und dieses gerede über Texas nervt auch langsam. Entweder Texas oder Europa beides geht nicht.


    Nochmal und ich wiederhole mich ungern, es geht hier nicht um Glaubensfragen oder was wer für eine Meinung dazu hat. Wenn es dafür Belege gibt kann man darüber diskutieren, aber Aussagen auf Niveau eines gewissen Politikers sind nicht sehr hilfreich. Ansonsten hätte ich ebenfalls nichts dagegen diese Diskussion zu beenden, da hier denke ich sowieso nichts sinnvolles mehr draus entsteht.


    Gruß Dennis

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