Buddleja davidii eher schädlich als nützlich?

  • Ich wollte mal fragen was ihr von der These haltet, dass der angeblich so insektenfreundliche Schmetterlingsflieder vom Nektar her eher schädlich sein soll?

    Irgendwo habe ich etwas von Koffein im Nektar gelesen, der zudem noch recht spärlich vorhanden sein soll.

    Taumelnde Schmetterlinge die süchtig vom Nektar werden, sich untypisch verhalten und somit leichte Beute für Vögel etc werden?

    Habt ihr damit Erfahrung gemacht?


    Viele Grüße

    Jens

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  • Hab ich schon gelesen, wurde aber als Stuss degradiert. Ich habe 2 und kann davon nichts feststellen. Alle sind danach immernoch wie normale Schmetterlinge.

    Und warum sollte eine Pflanze ihre Bestäuber töten wollen? Nicht mal Fleischfressende Pflanzen machen das.

    Also das ist jetzt meine Meinung und Erfahrung dazu.


    Mit freundlichen Grüßen

    Finn Küchenmeister

  • Hab ich schon gelesen, wurde aber als Stuss degradiert.

    Ob das Stuss ist weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist die Verweildauer auf Buddleja deutlich höher als auf anderen Pflanzen und die Sträucher werden irgendwie anders umflogen als andere Pflanzen. Zumindest mein Eindruck.

    Taumelnde, selbstmordgefährdete Schmetterlinge hab ich allerdings auch noch nicht gesehen und das sie mal eine Pause an der Hauswand machen kommt denke ich ganz normal vor.

  • Schon oft diskutiert.

    Meine Meinung: Im Garten hat der Sommerflieder seine Berechtigung und ist als Spätblüher für viele Insekten eine gute Nahrungsquelle.

    Die Sache mit den "betrunkenen, vergifteten" Insekten wird mE zu sehr hochgespielt.

    Ich konnte das in den letzten Jahrzehnten meiner Bobachtungen noch nie feststellen.

    Klar ist aber auch: Es ist ein Neophyt, der auf geeigneten (trockenen) Standorten andere einheimische Pflanzen verdrängen kann und mE in der freien Landschaft daher nichts zu suchen hat!

  • Lieber Jens. Lieber Finn denke das das wohl vertretbar ist. Da erinnere ich mich an meine Jugend wo im Grundstück wo ich wohnte unter den LInden (?? gibt es da mehrere Arten von LInden) viele Bienen am Boden sich krümmten. Waren die Vergiftet oder besoffen?? Grüße Michi

    Ich habe vor einiger Zeit etwas von toten Hummeln unter Linden gelesen. Ich glaube dafür gab es aber eine Erklärung, die ich leider nicht mehr auf dem Schirm habe.

  • Schon oft diskutiert.

    Meine Meinung: Im Garten hat der Sommerflieder seine Berechtigung und ist als Spätblüher für viele Insekten eine gute Nahrungsquelle.

    Die Sache mit den "betrunkenen, vergifteten" Insekten wird mE zu sehr hochgespielt.

    Ich konnte das in den letzten Jahrzehnten meiner Bobachtungen noch nie feststellen.

    Klar ist aber auch: Es ist ein Neophyt, der auf geeigneten (trockenen) Standorten andere einheimische Pflanzen verdrängen kann und mE in der freien Landschaft daher nichts zu suchen hat!

    Das ist auch meine Meinung. Denke auch das er zu einer Zeit blüht wo viele Sommerblumen schon abgeblüht sind und somit seine Aufgabe erfüllt. Man sollte sich halt nicht nur auf Sommerflieder verlassen sondern abwechslungsreiche Nahrungsquellen anbieten.


    Gerade auf alten Industriebrachen verwildert er sehr schnell, aber ich habe das Gefühl das in der letzten Zeit etwas gegengesteuert wurde.

  • Ob das Stuss ist weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist die Verweildauer auf Buddleja deutlich höher als auf anderen Pflanzen und die Sträucher werden irgendwie anders umflogen als andere Pflanzen. Zumindest mein Eindruck.

    Das stimmt, aber es ist auch eine "riesige Pflanze" mit einem sehr großen Blütenanteil. Warum sollte man Energie verschwenden, wenn man einen Riesenvorrat an Nektar gleich neben sich hat. Auf Blumenwiesen ist ja auch so, dass Pflanzen in der Nähe angeflogen werden, wenn die mit der einen fertig ist. Da werden keine 20 m geflogen oder mehr. Das ist ein "Riesiger aufgestapelter Blütenhaufen". Und lila zieht ja auch an, sieh doch mal die Flockenblumen. Da sitzen sie auch schon länger dran. Also mal dazu, kommt aber auch drauf an, wie hoch man den Schmetterlingsflieder wachsen lässt.

    Schon oft diskutiert.

    Meine Meinung: Im Garten hat der Sommerflieder seine Berechtigung und ist als Spätblüher für viele Insekten eine gute Nahrungsquelle.

    Die Sache mit den "betrunkenen, vergifteten" Insekten wird mE zu sehr hochgespielt.

    Ich konnte das in den letzten Jahrzehnten meiner Bobachtungen noch nie feststellen.

    Klar ist aber auch: Es ist ein Neophyt, der auf geeigneten (trockenen) Standorten andere einheimische Pflanzen verdrängen kann und mE in der freien Landschaft daher nichts zu suchen hat!

    Dem stimme ich ebenfalls zu. Als Gartenpflanze sehr gut geeignet, auch für die, die was für Insekten/Bestäuber etwas tun wollen. Jedoch gehört sie keinesfalls in die freie Natur! Biotope müssen so bleiben wie sie sind und dürfen von keinem Menschen oder invasiven Arten beeinflusst werden. Dafür allein gibt es hunderte Beispiele, warum es nicht so sein sollte. Jedoch ist Garten Garten und Blütenreichtum gut. Und durch die Pflege breitet sie sich nicht weiter aus.


    Mit freundlichen Grüßen

    Finn Küchenmeister

  • Hallo,

    ich meine die Frage mal ganz ernst:

    , der auf geeigneten (trockenen) Standorten andere einheimische Pflanzen verdrängen kann

    Hat das tatsächlich schon mal jemand feststellen können/müssen ?

    Meiner persönlichen Erfahrung nach wächst verwildeter Buddleia am ehesten auf Brachgrundstücken und Bahndämmen, also in offenem siedlungsnahem und gestörtem Gelände mit eher wenig konkurrierender Vegetation. Ich kann mir eigentlich nicht recht vorstelllen, daß da wirklich viel Natürliches verdrängt wird.

    Die Tendenz zur Ausdehnung scheint mir auch eher gering zu sein, und an Stellen wo er sich mal ansiedelt, scheint er sich (wegen seiner Frostempfiindlichkeit ?) oft nicht sehr lang zu halten.

    In beackerten ("gepflegten") Gärten dagegen dürften die Büsche unter ansonsten meist nektararmen Ziergewächsen oft die einzigen Rettungsinseln sein für die wenigen Falter, die sich da hin verirren...

    Vielleicht sehe ich das ja falsch, aber könnte es nicht sein, daß hier ein Problem gesehen wird wo gar keines ist ?

    M.:blume:

  • Meiner persönlichen Erfahrung nach wächst verwildeter Buddleia am ehesten auf Brachgrundstücken und Bahndämmen, also in offenem siedlungsnahem und gestörtem Gelände mit eher wenig konkurrierender Vegetation. Ich kann mir eigentlich nicht recht vorstelllen, daß da wirklich viel Natürliches verdrängt wird.

    Ich kenne ihn auch nur dort. Ich habe ihn, zumindest hier bei uns noch nirgendwo anders in freier Wildbahn entdeckt. Außerdem ist die Pflanze ansich ja nicht besonders langlebig.

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  • Hallo,


    also in unserer Gegend im österreichischen Salzkammergut findet man den Buddleja sehr häufig - in Gärten. Unser Verein betreut seit vielen Jahren mehrere, theoretisch auch für den Buddleja geeignete - Biotope, ohne, dass es jedoch jemals zu Problemen mit dieser Pflanze gekommen wäre. Natürlich ist der Buddleja ein Neophyt, bedingt aber durch seine nicht völlige Winterhärte, ist eine unkontrollierte Verbreitung in unserer Region nicht zu beobachten. Hingegen sehe auch ich den enormen Wert des Buddleja als Nektarpflanze im Hoch- / Spätsommer, in einer Zeit, wo - nicht zuletzt auch durch intensive Landwirtschaft - das Angebot an Blütenpflanzen sehr spärlich ausfällt. Ich denke, dass hier - aus welchen Gründen auch immer - ein Thema aufgebauscht wird und Probleme konstruiert werden, wo eigentlich keine nennenswerten Probleme bestehen.


    Anders sieht es in unserer Gegend dagegen mit einem anderen Neophyt aus, dem Indischen Springkraut, welches speziell in den hiesigen Auwäldern zur Plage ausgeartet ist und sehr wohl die heimische Fauna beeinträchtigt und heimische Pflanzen verdrängt.


    Aber der Buddleja: aus meiner Sicht bringt er mehr Nutzen, als Schaden, und hat in einer von Intensivlandwirtschaft und sterilen Gärten geprägten Welt durchaus eine Daseinsberechtigung als wichtiger Nektarlieferant für Insekten.


    Thomas

  • Aber der Buddleja: aus meiner Sicht bringt er mehr Nutzen, als Schaden, und hat in einer von Intensivlandwirtschaft und sterilen Gärten geprägten Welt durchaus eine Daseinsberechtigung als wichtiger Nektarlieferant für Insekten.


    Thomas

    Ich kann das nur bestätigen. Obwohl er ein Neophyt ist kann man ihn mit anderen Neophyten nicht vergleichen. Bei uns in Nordtirol (Großraum Innsbruck) ist er nur an klimatisch begünstigten Plätzen zu finden. Momentan ist er sicher noch kein Problem. Sollte die Klimaerwärmung so weiter gehen kann sich das natürlich ändern.


    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Wie immer zeigt sich, dass eine Angabe von Quellen eine wichtige Vorraussetzung ist, wenn man solche Sachen in die Welt setzt. Sieht sehr danach aus, als wäre an irgendeinem Punkt eine Aussage einer Quelle falsch verstanden worden und dann in wilde Spekulationen ausgeartet bis sich das ganze zum Selbstläufer entwickelt hat. In einer Studie zur Nektarzusammensetzung von Buddleja davidii (Chen, G., Gong, W., Ge, J., Dunn, B. L., & Sun, W. (2014). Inflorescence scent, color, and nectar properties of “butterfly bush” (Buddleja davidii) in its native range.) ist jedenfalls weder Koffein noch irgendwelche Glykoside im Nektar nachgewiesen worden. Ich konnte auch keine entsprechende Veröffentlichung in der Kürze der Zeit finden. Wenn also jemand überhaupt eine Quelle findet die belegt, dass sich im Nektar Glykoside finden und nicht nur "sie finden sich offenbar auch im Nektar" könnte man darüber weiter diskutieren. In meiner zugegebenermaßen kurzen, unkritischen Recherche scheint sich das nicht zu bestätigen. Zumal ich nicht so recht sehe wieso die Pflanze Glykoside in den Nektar bringen sollte. Aber gut, hab auch noch nicht lange genug darüber nachgedacht.


    Erwin's Repräsentierung von Glykosiden in dem zitierten Beitrag würde ich in Teilen etwas wiedersprechen.

    Zitat

    Und wo liegt das Problem? "In biologischen Systemen werden Glycoside durch Glycosidasen zum freien Zucker und dem aglyconischen Alkohol hydrolysiert." Man(n) kann also zuckerkrank und besoffen werden! (?)

    Das ist zwar lustig, aber das hängt ja nunmal davon ab was als Aglykon an den Zucker gebunden ist. Der ganze Witz von Glykosiden in Pflanzen ist in der Regel, dass eben nicht nur ein einfacher Alkohol gebunden ist, sondern eben Gruppen die, wenn durch enzymatische Reaktion abgespalten eine toxische Wirkung ausüben. Das kann z.B. eine zusätzliche Cyano-Gruppe sein wie im Fall der cyanogenen Glykoside oder der Alkohol kann durch eine funktionell ähnliche Thiolgruppe ersetzt sein wie im Fall der Senfölglykoside.


    Hier stellt sich mir auch die Frage wie zur Hölle das im Nektar funktionieren soll. Wenn da nur die Glykoside drin wären, würde gar nichts passieren, weil die Glykoside selbst harmlos sind. Wenn die Enzyme mit im Nektar wären, würde die Spaltung stattfinden, in der Regel sind die Spaltprodukte aber relativ flüchtig, sodass die Pflanze ständig neue Glykoside und Glykosidasen nachliefern müsste. Der ganze Punkt der Glykoside ist aber eigentlich ein Fraßschutz, der nur ausgelöst wird wenn Glykoside und Glykosidasen durch mechanische Schädigung des Gewebes zusammengebracht werden. Die Pflanzen lagern die in der Regel nicht absichtlich zusammen irgendwo ein.


    Wenn von Abhängigkeit bei Schmetterlingen gesprochen wird muss mir erstmal jemand erklären wie das in einem Insektennervensystem aussehen soll. Die einfach Annahme zu machen Coffein das beim Menschen eine Sucht auslöst würde den selben Effekt auf Insekten machen ist erstmal etwas weit hergeholt.


    Alles in allem macht nichts davon wirklich irgendeinen Sinn, zumindest nicht in der dargebotenen Weise.


    Über den Nutzen von Buddleja kann man sich weiterhin streiten. In Gärten hab ich da keine Aversionen, ansonsten bin ich kein fan von Neophyten, egal ob invasiv oder nicht. Ich bin der Meinung wenn jemand Nektarpflanzen pflanzen will dann doch lieber heimische. Sowas wie Phacelia finde ich auch ein Unding. Am Ende des Tages geben die Nektarpflanzen nicht den Ausschlag, was häufig viel mehr fehlt sind die Raupennahrungspflanzen. Ich denke (zitiert mich dafür nicht) dass Buddleja im wesentlichen wie Insektenhotels funktionieren und größtenteils den soweiso häufigen Arten helfen, aber für die bedrohten, spezialisierten Arten fast nichts bringen. Insofern sind sie sicher nicht zu verteufeln, aber auch nicht hochzuloben.


    Grüße Dennis

  • Lieber Dennis, liebe Kolleginnen und Kollegen,


    also ich hab hier in Wien in meinem Garten 6 Buddlejas - unter anderem - und ich genieße es jeden Sommer zu sehen, wie die Schmetterlinge völlig zugedröhnt unterm Flieder liegen.

    Meistens gesell ich mich dazu und mach mir ein kühles Gösser auf, kann aber früher oder später nicht widerstehn, wenn mir die totale Fliederdröhnung von V. atalanta oder V. cardui angeboten wird.

    In der Regel liegen wir dann gemeinsam bei Tönen zu Pink Floyd stundenlang unterm Busch, genießen die Sonnenstrahlen und fühlen uns wie Iphiclides podalirius.

    Wir segeln im wahrsten Sinne des Wortes in den Sonnenuntergang und warten auf die Könige der Nacht.

    Macroglossum stellatarum, sind die ersten, die sich in der Dämmerung an uns heranwagen. Atalanta liegt in der Zwischenzeit im Lachkrampf völlig unkontrolliert am Boden, Cardui und ich versuchen noch die Fassung zu wahren.

    Doch dann passiert das Unausweichliche - Campaea margaritaria kommt angesegelt.

    Ein besoffener Clown ist dagegen eine Primaballerina - ich kann ab diesem Moment auch cardui nicht mehr halten.

    In der Zwischenzeit hat uns meine Frau Strohhalme gebracht, so dass wir nur noch unsere Plastikrüssel in die Blüten halten müssen um weiterhin Coffein und Glycosidae geniessen zu können.

    Später dann - wir waren zum größten Teil wieder ansprechbar und unterhielten uns gerade über Urlaubsplanungen - kam völlig aufgewühlt Agrius convolvuli vorbei. Er war gerade auf der Durchreise nach Deutschland, hatte aber nichts gegen eine angemessene Flugpause einzuwenden. Einzig die Sprachen behinderten uns.

    Nun gut, flexibel wie wir waren, nutzten wir auch - unabhängig vom Buddleja - die bewusstseinserweiternden Stoffe des im Garten vorhandenen Cannabis indica. Eine sehr schöne, anmutige, zerbrechliche und sehr weibliche Pflanze übrigens. Einfach schön.

    Plötzlich war es kein Thema mehr, wer welche Sprache sprach - wir verstanden uns. Ja, so könnte man sich das Leben vorstellen. Naja was soll es - atalanta wurde in de Zwischenzeit mit Magnesium gegen die Lachkrämpfe behandelt, Cardui hatte sich wieder eingekriegt und hing ruhig unter einem Buddlejablatt - indica wirkte wenigstens noch rudimentär und ich bin immer noch der Meinung "Einmal täglich Nektar saugen aus Buddlejablüten und die Welt ist wieder in Ordnung" - äh vergesst nicht Cannabis indica, Datura stramonium und Euonymus europaeus.

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