Standorttreue

  • Ich war heute 2 Stunden unterwegs und habe meine Standorte von Aglais urticae überprüft. Siehe da.....wie alle Jahre eine vielzahl von Nestern - Raupen.

    Immer in den gleichen 10 Meter und auch weniger wird abgelegt. 50 Meter links und rechts davon, bei guten Brennnesselbeständen haben die Weibchen kein Interesse abzulegen. Ich kenne das mittlerweile von diversen Arten und finde das toll - spannend - interessant. Die Weibchen brauchen kein GPS...... Satelliten oder Google Maps :winking_face: .

    Ein mir bekannter Züchter sagte dazu einmal: MIKROKLIMA :thumbs_up:


    Uwe



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  • Uwe, das ist hier in meinen Gefilden genau so.

    Auf den halben Meter genau kannst du jedes Jahr die Nester finden. Die anderen Brennesselbestände werden erstmal ignoriert, obwohl die genauso gut dastehen, wie die Ablageplätze. Erst wenn dann mehr Weibchen fliegen, scheinen sie auch mehr gestreut abzulegen.


    Oder erinnere dich letztes Jahr an einige der Hyles nicaea....ist doch unglaublich, wie punktgenau das manchmal ist. :winking_face:

  • Das kann ich bei A. urticae auch bestätigen. Bei uns gibt es einen Graben an dem Brennessseln in großer Zahl die volle Strecke entlang wachsen. Bei einer ganz bestimmten Stelle sind immer Nester überall sonst keine oder nur selten. Leider habe ich da die letzten Jahre keine Raupen mehr gefunden. Letztes Jahr war dafür an genau der Stelle ein Nest von A. io. Diese konkreten Stellen müssen schon irgendwas an sich haben was man als Mensch nicht bemerkt was den Tieren aber gefällt.

  • So was ähnliches habe ich auch schon beobachtet. Und zwar u.a. bei Hyles euphorbiae. Allerdings gibt es manchmal "Verschiebungen" beim Standort. Und mein Verdacht: Es hat was mit der roten Waldameise bzw. anderen Prädatoren zu tun.

    Meine Vermutung: Abgelegt wird überall, nur uberleben tun die Raupen halt nur an ganz bestimmten Stellen.


    Würde mich also interessieren, ob das bei Euren Beobachtungen auch zutreffen könnte. Oder doch ein eingebates GPS???

  • Also große Ameisenkolonien kann ich definitiv ausschließen. Generell ist mir dort nirgends eine größere Zahl von Fressfeinden aufgefallen. Andere Arten z.B. V. atalanta habe ich dort auch an deutlich mehr Stellen gefunden. Direkt vor dem Platz steht eine Schlehe. Das einzige Exemplar in dem Gebiet. Vielleicht hat das ja was damit zu tun. Nur blühen tut diese bei der Sommergeneration nicht mehr sodass die Vermutung Nektarquelle auch nicht zutreffen dürfte.

    • Official Post

    Meine Vermutung: Abgelegt wird überall, nur uberleben tun die Raupen halt nur an ganz bestimmten Stellen.

    Das trifft denke ich auf viele Arten zu, wobei z.B. Hyles euphorbiae zusätzlich meistens einfach gerne wärmebegünstigte Stellen sucht. Da besteht wahrscheinlich auch eine nicht zu verachtende Korrelation, denn bei Wärme wachsen die Raupen schneller, heißt das Risiko über die Entwicklungszeit gefressen zu werden ist kleiner. Ich hab bei mir in der Gegend ein sehr kleines Flugsanddünengebiet mit einer sandigen Stelle neben einer Bank. Da ist so ziemlich jedes Jahr genau eine Raupe und sonst in der Umgebung nirgendwo.


    Bei Aglais io und A. urticae ist das aber glaube ich eine andere Geschichte. Da scheint es sich um eine eigene Strategie zu handeln, da ja vor allem bei A. io häufig gemeinschaftliche Eiablagen mehrerer Weibchen beobachtet werden. Ich schätze das stellt eine Prädator-Übersättigungsstrategie dar, ähnlich wie die Mastjahre der Eichen oder Schwärmflüge von Köcherfliegen, etc. Wenn man so viele Raupen an einer Stelle hat können die Prädatoren halt nicht alle fressen. Der Standort selbst wird sicher auch ausgewählt anhand der Besonnung und möglicherweise noch anderen Parametern wie dem Nährstoffgehalt der Pflanzen oder so. In der Summe kommt so dann vermutlich diese Standorttreue zustande.


    Grüße Dennis

  • Eine interessante Beobachtung. Würde dies bedeuten dass wenn diese Stelle einer "Brennessel Säuberung" von übereifrigen Forstarbeitern zum Opfer fallen würde die komplette Generation an diesem Ort ausfällt?


    Auch bei Fröschen scheint das Ablaichen sehr punktgenau zu erfolgen. Wir haben hier einen kleinen Hausberg, auf dem viele kleine Quellen entspringen und seit vielen Jahren überall kleine Feuchtbiotope sind. Allerdings gibt es nur eine Pfütze, die direkt neben der Forststraße ist in der man zu dieser Zeit Froschlaich finden kann. 3m weiter und eigentlich in der ganzen Umgebung gebe es unzählige "bessere" Ablaichplätze, aber jedes Jahr sehe ich dort nichts. Meine Sorge ist das diese unscheinbare "Pfütze" irgendwann einer Verbreiterung, oder einfach nur durch Forstarbeiten mit schwerem Gerät, zum Opfer fällt...


    Sollte/Kann man solche Stellen irgendwo melden?

    • Official Post

    Würde dies bedeuten dass wenn diese Stelle einer "Brennessel Säuberung" von übereifrigen Forstarbeitern zum Opfer fallen würde die komplette Generation an diesem Ort ausfällt?

    Im Prinzip ja. Natürlich wird es im Umkreis von einigen Kilometern noch weitere "Brutstätten" geben, sodass soetwas lokal keine großen Auswirkungen hat. Erst wenn z.B. in der ganzen Region zur selben Zeit Wegränder gemäht werden kann das schon einen großen Einfluss haben.


    Sollte/Kann man solche Stellen irgendwo melden?

    Kann und sollte man. Zumindest bei geschützten Arten wie dem Grasfrosch bringt das eventuell sogar was. Man kann Funde aber auch insbesondere bekannte Fortpflanzungsstätten immer der Unteren Naturschutzbehörde und im besten Fall noch dem Forstamt des Landkreises melden. Oder die UNB bitten es auch an das Forstamt weiterzuleiten, das ist meist einfacher da die sowieso viel miteinander arbeiten.


    Grüße Dennis

  • bellargus. Danke für die rasche Antwort. Dann werde ich mal nachforschen wem das Gebiet gehört und es der verantwortlichen Stelle oder dem Besitzer melden. Dieses Jahr haben mein Sohn und ich sogar Molche in der kleinen Pfütze entdeckt (und kurz zur Beobachtung eingefangen und wieder freigelassen). Ich denke es waren Bergmolche, da keine Punkte auf der Unterseite zu sehen waren und sie schön hellorange waren.


    Es wäre auf jeden Fall sehr Schade um die Pfütze, da sich mein Sohn jedes Jahr auf die Beobachtung der Kaulquappen freut. Besser als jeder Zoobesuch, wenn man mich fragt.

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  • Eine interessante Beobachtung. Würde dies bedeuten dass wenn diese Stelle einer "Brennessel Säuberung" von übereifrigen Forstarbeitern zum Opfer fallen würde die komplette Generation an diesem Ort ausfällt?

    Bei der von mir bereits erwähnten Stelle ist genau das passiert. Seit einigen Jahren wird der Bewuchs um den Graben herum sowie auch Weg- und Straßenränder in meiner Gegend mehrfach im Jahr gemäht. Eine Beschwerde meinerseits führte leider zu keiner Besserung und mir wurde ganz dreist aufgetischt dass nur einmal im Jahr gemäht wird was alleine durch das was ich mitbekomme schon definitiv nicht stimmt. Aber genug dazu zurück zum Thema. Vor etwa 10 Jahren habe ich dort Ende April / Anfang Mai und um Ende Juni herum jährlich mehrere Nester gefunden. Die Tiere schafften es zeitlich vor dem nächsten Schritt ihre Entwicklung zu beenden. Schließlich wurde die Häufigkeit der Mahd erhöht und alle Nester infolgedessen gnadenlos plattgemacht. Ich habe mich bemüht die Tiere zu züchten oder umzusetzen war aber leider oft nicht schnell genug. Die Zahl der Individuen und Nester ist mittlerweile leider sehr gering geworden. In manchen Jahren finde ich leider keine mehr. Dies muss aber natürlich nicht zwangsläufig nur daran liegen, sondern könnte auch durch einen Zusammenhang der heißen und trockenen letzten Jahre oder durch einen anderen Faktor erklärt werden. 2021 in dem verregneten Sommer waren z.B. im Vergleich zu den Jahren drum herum relativ viele Tiere zu sehen. Nichts desto trotz sollte die Schnitthäufigkeit an die Ökologie des Standortes angepasst werden.

    Beste Grüße, David

  • Ich denke, es handelt sich um erster Linie nicht um die Standorttreue um der Standorttreue Willen, sondern die präferierten Lokalitäten entsprechen am besten den artspezifischen biologischen Anforderungen. Man könnte ortsfremde Individuen in der Nähe aussetzen, und die würden dort auch ihre Eier ablegen und auch sonst tun, was die Viecher gerne tun, denke ich.

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